Haftentlassene

Haftentlassene - subjektive Wahrnehmung der Angebote der Anlaufstelle für Haftentlassene

Auftragsförderung: Projektförderung Anlaufstelle für Haftentlassene
Laufzeit: 11/2006 - 11/2007
Leitung: Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Dr. Steffi Tränkle
Team: Team Studierende der EFH
Typ der Forschung: Evaluation, Qualitative Sozialforschung

 

Fragestellung

An der Anlaufstelle für Haftentlassene in Freiburg (AS) werden Haftentlassene zum Teil über eine lange Zeitdauer hinweg betreut. Fragen der Forschung waren: Ist eine so lange Betreuung sinnvoll? Sind konzeptionelle Änderungen notwendig? Empirisch wurden Daten erhoben a) zur Sichtweise und Arbeitsform der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, b) Sichtweise der  Klienten selbst; Bedeutung, die die Anlaufstelle in ihrem Leben hat; Nutzungsmuster und Gründe für die Verbundenheit mit der Anlaufstelle 

Forschungsdesign

a) Befragung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu langjährig betreuten Klienten

b) N=12 qualitative, teilnarrativ-biografische Interviews mit langjährig Betreuten zu ihrer Entwicklung im Kontakt mit der Anlaufstelle und zu der Nutzung der Angebote; hermeneutische Auswertung, insbesondere Biographie- und Agency-Analyse

c) Abgleich der beiden Perspektiven.

Wichtigste Ergebnisse

Die AS hat eine besondere und einzigartige Lokalisierung: sie ist „dritter Ort", ein Ort, der sowohl zu der Knastwelt, als auch zu der nichtkriminellen Gesellschaft gehört. Das Verhältnis zur AS ist mit bestimmt von der Frage, zu welcher Welt ein Haftentlassener sich zugehörig fühlt oder zugehören möchte.
Es lassen sich unterschiedliche Biografiemuster der Haftentlassenen beschreiben. Der Haupttypus beinhaltet eine Entwicklung weg von der Kriminalität mit einem „Schlussstrich" und einem Kampf um Integration. Von zentraler Bedeutung ist es, die Veränderung des eigenen Lebens und den Neuanfang wirklich fest zu wollen und darum zu kämpfen. Die AS wird als Lernort und als Absicherung der dauerhaften Anstrengung, um Selbständigkeit zu kämpfen und einen Absturz zu vermeiden, gebraucht. Das Verhältnis zu den MitarbeiterInnen verändert sich von der Rolle des bedürftigen Klienten zum Zeitpunkt der Haftentlassung (Hilflosigkeit und keine Ressourcen bei Klient/Rolle des Kümmerns bei der AS) hin zu einem reziproken Austausch auf „gleicher Augenhöhe" (die Haftentlassenen tun etwas für die AS) und freundschaftlicher Verbundenheit mit einer Distanzierung von den anderen Haftentlassenen. Langjährig genutzt wurden vor allem stützende Gespräche und Geldverwaltung.
Ein anderes Biografiemuster zeigt keine Entwicklung, sondern zyklisch wiederkehrende Krisen. Hier wird die AS funktional, ohne diesen Beziehungsaspekt und intermittierend, d.h. nur in Krisen genutzt. Die Dauer der Betreuung ergibt sich hier aus den wiederkehrenden Problemen.
Aus den Ergebnissen ließen Schlussfolgerungen für die Konzeption der AS gewinnen. Insbesondere wurde eine neue Form der Einbindung der langjährig betreuten Klienten mit einem Muster der Entwicklungsbiografien gefunden, die deren subjektiver Sicht eher als Partner, denn als Klienten eher gerecht wird.

Publikation

Die Evaluation kann bezogen werden über:

Bezirksverein für soziale Rechtspflege Freiburg
Brombergstrasse 6
79102 Freiburg
phon: 0761-75587 und 73572
mail: bezirksverein-freiburg[at]onlinehome.de

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